Über uns
Wer war Wolfgang Miethke?
Ich erinnere mich noch gut an meinen Opa, einen Menschen, der die Ruhe selbst war. Jede freie Minute saß er vor einem neuen Bild, strich mit dem Pinsel die Farbe auf die Zirkelspitze, sortierte mit der Pinzette die unzähligen kleinen Papierstücke oder entwarf neue geometrische Formen und Muster. Wolfgang Miethke wurde am 15. April 1922 in Landsberg/Warthe geboren.
Schon in der Schulzeit bereitete ihm der Kunstunterricht besonders viel Freude und er übte die „Kunstschrift“, damals Gotik und Fraktur. Seine „Spielerei“ mit dem Zirkel und Tuschnäpfchen seines Vaters mündeten nach dem zweiten Weltkrieg im Kunststudium (1949 – 1952), an der Meisterschule für Graphik und Buchgewerbe in Berlin, die später in die Universität der Künste in Berlin eingegliedert wurde. Nach dem Abschluss des Studiums wirkte Wolfgang Miethke als Dozent an vier Volkshochschulen und lehrte Schriftunterricht.
Von 1953 bis 1997 war mein Großvater als Kalligraph beim Senat von Berlin für die Gestaltung des „Goldenen Buches“, des Gästebuches und aller Urkunden für Staatspreise zuständig. Nach fast 30 Jahren Arbeit als Grafikdesigner bei der Schering AG Berlin, ging Wolfgang Miethke in den Ruhestand. Nun konnte er sich intensiv mit der Op-Art beschäftigen und entwarf rund 1.000 Bilder unter dem Titel „Zauber der Geometrie“. In seinem gleichnamigen Bildband erläutert mein Großvater seine Arbeitsweise, wodurch es dem Leser einfach möglich gemacht wird, die Kunstform zu erlernen und selber Freude daran zu finden. Wenn ich mir meinen Opa in meine Erinnerungen zurück hole, dann sitzt er entweder in seinem Büro und malt mit niemals endender Geduld ein Bild nach dem anderen, oder er tut das gleiche im sommerlichen Outfit braun gebrannt auf der Terrasse im Ferienhäuschen auf seiner italienischen Lieblingsinsel Ischia.
Am 6. Oktober 1997 verstarb mein Großvater kurz nach einer erfolglosen Krebsoperation. Ich erinnere mich, wie ich ihn damals als zwölfjähriges Mädchen vor der Operation im Krankenhaus besuchte und zwei Rosen mitbrachte. Eine für vor und eine für nach der Operation.
Wer ist Wolfgang Miethkes Enkelin?
Mein Name ist Annika Evers und ich bin die Enkelin von Wolfgang Miethke. Bereits als kleines Mädchen habe ich meinen Großvater bewundert. Nach dem Tod meiner Großmutter Hertha Miethke, Wolfgang Miethkes geliebter Ehefrau, habe ich im April 2020 die Initiative ergriffen und meinen schon lange bestehenden Wunsch, die Kunst meines Großvaters zu entstauben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Wirklichkeit werden lassen.
In der Schulzeit hatte ich, wie mein Großvater, die Liebe zur Kunst entdeckt und absolvierte mein Abitur mit dem Schwerpunkt Kunst als Leistungsfach. Dann zog es mich jedoch von der Bildenden Kunst weg, hin zur Darstellenden Kunst und ich studierte Theaterpädagogik. Seit 2010 arbeite ich als freischaffende Theater- und Zirkuspädagogin in Hamburg im Rahmen sozialer Projekte zur Kompetenzförderung benachteiligter Kinder und Jugendlichen.
In meiner Freizeit widme ich mich nun der Kunst meines Großvaters, organisiere Ausstellungen mit seinen Bildern, veröffentliche nach und nach seine Kunstwerke hier auf dieser Homepage und forsche in seiner Biografie, um mehr über meinen Opa zu lernen. Inspiriert von seinen Bildern habe ich begonnen seine Kunst weiter zu entwickeln. Anlässlich der Beerdigung meiner Großmutter in Zeiten von Corona, empfand ich die Vorstellung mit klinisch weißen Mundschutzmasken der Trauerfeier beizuwohnen als unpassend. Also entwarf ich das erste Stoffdesign mit der Kunst von meinem Opa und nähte für meine ganze Familie eigene Masken. So entstanden erste Stoffdesigns und auch die Digitalisierung Wolfgang Miethkes Schönschrift als Fonts zum Downloaden ist in Planung.